Düsseldorf (ots) –
Angesichts von Lieferengpässen und Abrechnungsbürokratie sowie seit Jahren steigenden Lohn- und Energiekosten müssen die Gesundheitspolitik und die Krankenkassen die Apotheken dringend finanziell stärken, um somit die Versorgungssicherheit für Millionen Patientinnen und Patienten in Zukunft zu gewährleisten. Das forderte Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), bei der heutigen Eröffnung der pharmazeutischen Fachmesse expopharm in Düsseldorf. Zu neuen Plänen aus dem Bundesgesundheitsministerium zu Strukturveränderungen im Apothekenwesen sagte er: „Dies halte ich für eine Provokation! Die gewollten ‚Apotheken light‘ werden funktionierende Vollapotheken unnötig schwächen. Gerade die freiberufliche kleinteilige Struktur mit vielen Selbständigen hat sich in der Krise bewährt. Und all dies will der Minister zerstören! Mit kühlem Kopf und heißem Herz werden wir in die Schlacht um den Erhalt der freiberuflichen Apotheke vor Ort ziehen!“.
„Die im Lieferengpassgesetz erzielten Erfolge dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Politik die so dringend benötigte finanzielle Stärkung der Apotheken bisher noch gar nicht in den Fokus genommen hat. Dies muss zwingend durch eine Erhöhung und Dynamisierung unseres seit mehr als zehn Jahren eingefrorenen Fixums erfolgen“, sagt DAV-Vorsitzender Dr. Hans-Peter Hubmann: „Wir brauchen in den Apotheken vor Ort ein Honorar, das endlich der Kostenentwicklung Rechnung trägt! Der Verbraucherpreisindex ist seit 2013 um 38 Prozent gestiegen. Allein dies müsste zu einer Anhebung unseres Fixhonorars pro abgegebener Packung von mehr als 3 Euro führen. Um auch zukünftig eine qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung der Bevölkerung aus den Apotheken vor Ort zu ermöglichen, muss das Fixhonorar für die Abgabe eines rezeptpflichtigen Arzneimittels zwingend auf 12 Euro erhöht werden!“. Bislang fallen 8,35 Euro Honorar pro rezeptpflichtigem Medikament an.
Mit scharfer Kritik wandte sich der DAV-Vorsitzende Dr. Hubmann auch an die gesetzlichen Krankenkassen und deren Verhalten: „Manche Auswüchse kann man als Schikane bezeichnen. So haben zahlreiche Apotheken in den letzten Monaten Nullretaxationen auf selbst hergestellte Fiebersäfte für Kinder erhalten, mit denen sie im Winter – zu Zeiten akuter Lieferengpässe – die Versorgung der kleinsten Patienten aufrechterhalten haben. Der Grund: auf dem Rezept fehlte die genaue Dosierangabe des Arztes. Die Apotheken wurden also dafür, dass sie in einer Notlage unbürokratisch geholfen haben, von den Krankenkassen bestraft und um ihr Honorar sowie Sachkosten gebracht. Ein solches Verhalten ist nicht nur perfide – der Sparwahn der Krankenkassen ist schließlich für den Mangel an Fiebersäften mitverantwortlich – sondern zeigt auch, wie wenig Wertschätzung bei den Kassen für unsere Arbeit vorhanden ist.“
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Quelle: ots