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Sonntag, 24. November 2024

Forschung und Industrie / Wo steht Deutschland im internationalen Vergleich?

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Bonn (ots) –

Hinter der deutschen Industrie liegen turbulente Zeiten – besonders die Corona-Krise führte zu einem Rückgang der Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE). Und auch wenn der Investitionsstandard in 2021 wieder eingeholt und mit fast 14 Mrd. Euro ein neuer Höchststand erreicht wurde, stellen sich folgende Fragen: Wie geht es der deutschen Industrie heute und welche Entwicklungen sind zu erwarten? Die im August 2023 veröffentlichten Auswertungen des Verbandes der Chemischen Industrie e. V. (VCI) geben Antworten.

Die deutsche chemisch-pharmazeutische Industrie konnte sich in 2021 erholen, trotzdem erwartet der VCI aufgrund der schwierigen Ertragslage und schlechter Standortbedingungen für die kommenden Jahre „stagnierende FuE-Ausgaben“.

Stagnation auf hohem Niveau

Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Branche investierten in 2021 immerhin wieder rund 6 % ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Damit landen sie im Vergleich zu anderen Branchen auf Platz 3 und zeigen ihre hohe Innovationsorientierung (siehe Grafik 1). Jeder zehnte Mitarbeiter und damit insgesamt 44.600 Beschäftigte arbeiteten in einer Forschungs- und Entwicklungsabteilung und rund 16 % der Aufwendungen des verarbeitenden Gewerbes sind laut VCI der chemisch-pharmazeutischen Industrie zuzuschreiben. Anlass zur Sorge geben die sinkenden Zahlen von Studienanfängern im naturwissenschaftlich-technischen Bereich.

Platz vier im internationalen Vergleich

Im globalen Vergleich kann sich Deutschland sehen lassen – noch. Als viertgrößter Chemie-Innovationsstandort spielt Deutschland im chemisch-pharmazeutischen Bereich ganz vorne mit. Circa 84 % der FuE-Ausgaben werden von den sechs größten FuE-Ländern erbracht – doch die Dynamik verändert sich. Zwar steigen auch hierzulande die FuE-Ausgaben, die Industrieländer verlieren jedoch Anteile an Schwellenländer. Im Rennen um den größten Industriestandort musste sich die EU in 2022 geschlagen geben – China hat in dieser Kategorie überholt. Das Land hielt mehr Patente als Deutschland und hat global gesehen zudem die meisten Publikationen im Bereich Chemie und Pharma veröffentlicht.

Bedeutende Position im Welthandel

Deutschland liegt was die Intensität in Forschung und Entwicklung angeht dagegen laut des Verbandes im „Mittelfeld der wichtigsten Wettbewerber“. Erfreulich ist die Tatsache, dass hierzulande die höchste Zahl an forschenden Unternehmen vorliegt und 7,3 % der Patente in Chemie und Pharmazie aus Deutschland stammen. Hiermit wird die hohe Innovationsorientierung bestätigt (siehe Grafik 2).

Mit einem Anteil am Welthandel von über 14 % kann sich Deutschland bereits seit Jahren „größter Exporteur forschungsintensiver Pharmazeutika“ nennen. Danach folgen die Schweiz, Irland und die USA. China belegt den sechsten Platz.

2023 gibt Anlass zur Sorge

Ein Blick in den zweiten Quartalsbericht 2023 des VCI kündigt aufkommende Probleme an. Dass Produktion, Kapazitätsauslastung, Preise und Umsatz sanken, spricht laut des Verbandes für eine „Talfahrt“, die sich wohl auch in naher Zukunft nicht beenden lässt. Eine sinkende Nachfrage und ein damit einhergehender Produktionsrückgang, hohe Energiepreise und Standortnachteile stellen die Branche weiterhin vor große Herausforderungen.

Zukunft der Branche fordert Dynamik

Auch wenn Deutschland hinsichtlich Innovation und Forschung gut dasteht – beim Innovationsindikator des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) belegt Deutschland immerhin den zehnten Rang – der Blick in die Zukunft zeigt Handlungsbedarf auf. „Stabil, aber zu wenig dynamisch“ beschreibt der BDI den aktuellen Zustand. Was fehlt, sind Anzeichen von Veränderung und Verbesserung. Die Entwicklungen in Forschung und Entwicklung sind erfreulich, jedoch kämpft die Industrie neben den oben genannten Herausforderungen unter anderem mit einem eindeutigen Fachkräftemangel, geringen Wagniskapitalinvestitionen und zeigt wenig Dynamik im Technologiebereich.

Zeit zu Handeln

Auch der VCI fordert neben mehr Wagniskapital eine ausreichende und verlässliche Finanzierung von Förderprogrammen und den Ausbau der steuerlichen Forschungsförderung. Die Tatsache, dass in der chemisch-pharmazeutischen Industrie mittlerweile fast 60 % der externen Forschungsaufträge ins Ausland gehen, sei laut VCI als „Warnsignal für den heimischen Standort“ zu werten. Auch eine Mitgliederumfrage des Verbandes kommt zu dem Ergebnis, dass 23 % der Unternehmen in 2023 zu mehr Investitionen im Bereich FuE im Ausland tendierten. Um zu verhindern, dass Unternehmen den Standort Deutschland verlassen und sich die Stagnation noch stärker in eine Reduktion umkehrt, brauche es jetzt dringend einen „Modernisierungs-Booster“ – kurz gesagt: Es ist Zeit zu handeln.

In Kürze

– Die deutsche Industrie kann sich im globalen Vergleich behaupten – noch.

– Der VCI rechnet mit einer Verschlechterung der Geschäftslage.

– Eine sinkende Nachfrage, hohe Energiepreise, Fachkräftemangel und Standortnachteile haben Folgen.

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Quelle: ots

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