Düsseldorf (ots) –
Für Sicherheit sorgen, das ist eine wichtige Schwerpunktaufgabe der Polizei NRW. Eine Dunkelfeldstudie hilft dabei, Erkenntnisse zu gewinnen, um polizeiliches Handeln weiterzuentwickeln. Mit ihren Einschätzungen und Erfahrungen können 40.000 Menschen aus Nordrhein-Westfalen einen Teil zu diesem Qualitätsprozess beitragen. Sie erhalten im Rahmen der Studie SKiD einen Fragebogen und werden um ihre Angaben gebeten.
Dr. Maike Meyer von der Kriminalistisch-Kriminologischen Forschungsstelle (KKF) des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen (LKA NRW) erläutert, was dahintersteckt und wie die Ergebnisse einer ersten Befragung für NRW ausgefallen sind.
Frau Dr. Meyer, wofür steht die Abkürzung SKiD?
Dr. Maike Meyer: „SKiD steht für ,Sicherheit und Kriminalität in Deutschland‘. Es handelt sich um eine bundesweite und repräsentative Bevölkerungsbefragung, die über den europäischen Sicherheitsfond kofinanziert wird. Sie wurde bereits 2017 durch die Innenministerkonferenz (IMK) beauftragt.“
Und was genau verbirgt sich dahinter?
Dr. Maike Meyer: „Wir möchten wissen, welche Erfahrungen die Menschen bisher mit Kriminalität gemacht haben, wo sie sich unsicher fühlen und welche Erfahrungen sie mit der Polizei gemacht haben. Es geht also darum, das Aufkommen an Opfererfahrungen besser abschätzen zu können. Die Menschen werden zu Opfererlebnissen, Kriminalitätsfurcht und Einstellungen zur Polizei befragt. Ziel ist es, das Dunkelfeld der Kriminalität zu erhellen. Dies ist nicht nur für Forschungszwecke wichtig, sondern auch um nachhaltige Präventionsstrategien zu entwickeln und nicht zuletzt um das Vertrauen in die Polizei zu stärken. Zudem werden die Bürgerinnen und Bürger in NRW in jeder Erhebungswelle zu wechselnden Themen befragt. In der ersten Erhebungswelle haben wir nach dem Sicherheitsempfinden im öffentlichen Raum gefragt. Dieses Mal fragen wir, in welchen Situationen Zivilcourage gezeigt und wann Notrufe getätigt werden.“
Wer wird zur Teilnahme aufgerufen und wie läuft die Befragung ab?
Dr. Maike Meyer: „In Nordrhein-Westfalen bekommen rund 40.000 Menschen ab 16 Jahren aus 110 Kommunen Post. Sie wurden nach einem Zufallsprinzip ausgewählt und erhalten im ersten Schritt ein offizielles Anschreiben mit grundlegenden Informationen. In einem zweiten Schritt bekommen sie den Fragebogen zugeschickt. Diesen können sie entweder mit einem Stift ausfüllen und kostenfrei zurückschicken. Oder sie können über einen QR-Code online teilnehmen.“
Wie wurden die Bürgerinnen und Bürger ausgewählt?
Dr. Maike Meyer: „Sie wurden zufällig aus den Einwohnermelderegistern der Städte und Gemeinden gezogen. Ein aufwendiges Anonymisierungsverfahren schützt dabei die personenbezogenen Daten. Das Umfrageinstitut infas, das die Daten für die Stichprobe bei den Behörden anfragt, arbeitet im Auftrag des Bundeskriminalamtes. Wir bekommen am Ende anonymisierte Daten zur Verfügung gestellt – ohne die Namen und Adressen. Grundsätzlich gilt natürlich, dass nur das beantwortet wird, was der- oder diejenige beantworten möchte. Die Zufallsauswahl ist wichtig, um ein aussagekräftiges Bild der Bevölkerung zu erhalten. Das Verfahren von SKiD ist so ausgerichtet, dass die Ergebnisse für die bundesdeutsche Wohnbevölkerung ab 16 Jahren repräsentativ sind.“
Können Sie ein oder zwei Beispiele nennen? Welche Fragen werden gestellt?
Dr. Maike Meyer: „Im Hinblick auf das Sicherheitsgefühl fragen wir beispielsweise danach, an welchen Orten sich die Menschen wie sicher fühlen, etwa am Bahnhof oder aber im eigenen Wohnumfeld. Weiter wollen wir wissen, ob die Bürgerinnen und Bürger schon einmal Opfer von verschiedenen Straftaten geworden sind, ob bei ihnen beispielsweise schon einmal eingebrochen wurde, welche Erfahrungen sie mit Kriminalität im Internet gemacht haben oder ob sie schon einmal sexuell belästigt wurden. Auch interessiert uns, ob diese Erfahrungen bei der Polizei angezeigt wurden und was sie gegebenenfalls von einer Anzeige bei der Polizei abgehalten hat. Wir fragen zudem, was die Befragten von der Polizei und ihrer Arbeit halten.“
Wie viel Zeit sollte man Ihrer Einschätzung nach für das Ausfüllen des Fragebogens einplanen?
Dr. Maike Meyer: „Die Zeit, die man zum Ausfüllen des Fragebogens benötigt, ist sehr individuell. Sie variiert beispielsweise je nachdem, wie viel eine Person zu berichten hat. Schätzungsweise dauert das Ausfüllen etwa 30 bis 45 Minuten.“
Es handelt sich bereits um die zweite Erhebungswelle von SKiD.
Wann war die Erste und wie viele Menschen haben sich damals beteiligt?
Dr. Maike Meyer: „Die erste Welle wurde im Jahr 2020 durchgeführt. Bundesweit wurden rund 123.000 Personen angeschrieben, davon haben etwa 46.000 an der Befragung teilgenommen. In NRW wurden 38.000 Personen angeschrieben und mehr als 13.000 Personen haben teilgenommen.“
Welche Erkenntnisse haben Sie daraus gewonnen?
Dr. Maike Meyer: „Wir ziehen noch immer Erkenntnisse daraus. Jedes Kriminalitätsphänomen, das politisch oder medial besprochen wird, hat ein Dunkelfeld. Mit den Daten aus SKiD können wir also in vielen Fällen mit Erkenntnissen unterstützen. Hierzu gehört beispielsweise die Frage danach, wer besonders von einem Delikt betroffen ist oder welche Folgen die Erfahrung des Deliktes hatte. Wir haben Erkenntnisse über das Schutzverhalten der Menschen und konnten durch die Daten aus 2020 feststellen, wo sich die Bürgerinnen und Bürge aus NRW besonders unsicher fühlten. Hieraus sind unter anderem Bestrebungen entstanden, den öffentlichen Raum sicherer zu gestalten.“
SKiD ist eine deutschlandweite Studie. Wer ist, abgesehen von der Polizei NRW, ebenfalls beteiligt?
Dr. Maike Meyer: „Die Bevölkerungsbefragung wird unter Federführung des Bundeskriminalamtes (BKA) durchgeführt. Neben NRW beteiligen sich noch die Länder Berlin, Hamburg, Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen.“
Wie läuft die Zusammenarbeit? Gibt es einen Austausch zwischen den Beteiligten?
Dr. Maike Meyer: „Wir haben mit den beteiligten Ländern und dem BKA eine Arbeitsgruppe. Man könnte sagen, die geballte Expertise der Polizei für Dunkelfeldbefragungen findet hier zusammen. Unterstützt werden wir außerdem von einem externen Forschungsbeirat. Die Expertinnen und Experten stehen uns insbesondere bei der Erstellung des Fragebogens zur Seite. Im Arbeitskreis treffen wir uns regelmäßig digital und befinden uns kontinuierlich im Austausch. Während wir gerade die Öffentlichkeitsarbeit der zweiten Welle begleiten, stehen wir schon in den ersten Abstimmungsprozessen zur dritten Welle, die für das Jahr 2026 geplant ist.“
Gibt es für Interessierte die Möglichkeit, sich umfassender über die Studie SKiD zu informieren?
Dr. Maike Meyer: „Die wichtigsten Fakten stehen auf unserer Projektseite im Internet. Weitere Infos sind auf der Homepage des Bundeskriminalamtes zusammengetragen. Gerne stehen wir als Team natürlich auch für alle weiteren Nachfragen zur Verfügung.“
Zur Information: Die Kriminalistisch-kriminologische Forschungsstelle (KKF) des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen (LKA NRW) führt wissenschaftliche Studien durch, oftmals in Zusammenarbeit mit Universitäten, Hochschulen und weiteren Forschungsinstitutionen. In der KKF arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fachbereiche Soziologie, Sozialwissenschaften, Psychologie, Kriminologie, Geowissenschaften, (Geo-)Informatik und Data Science gemeinsam mit Polizeivollzugsbeamtinnen und Polizeivollzugsbeamten in drei Forschungsbereichen. Übergeordnetes Ziel der Projekte ist jeweils die Optimierung der polizeilichen Ermittlungen, der polizeilichen Gefahrenabwehr, der Kriminalprävention und des Opferschutzes.
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Quelle: ots